Die überaus dynamische und damit unwägbare, besorgniserregende Entwicklung der COVID-19-Pandemie betrifft uns alle, als Gesellschaft und als Individuen. Unser Alltag, auch und gerade die Arbeit als Forschende und Lehrende wird davon massiv tangiert – auf Weisen, die von niemandem zuverlässig eingeschätzt werden können, weder zeitlich noch qualitativ. Universitäten, Hochschulen und Akademien sind nun als (virtueller) Raum gefragt, in dem der Bildungs- und Forschungsauftrag weiterhin verfolgt wird, der Reflexion und Diskussion gestattet, einen Grad an Normalität herstellt sowie notwendige Ressourcen für Forschung und Lehre bereithält. Aber die Hochschulen müssen auf den überstürzten Takt der öffentlichen Entwicklungen und Maßnahmen mit Entschleunigung reagieren (können). Daher rufen wir dazu auf, das Sommersemester 2020 nicht als ‘business as usual’ laufen zu lassen.
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Befristet beschäftigten Mitarbeiter*innen sollte nach dem Vorbild der Regelung, die die DFG für Doktorand*innen in Graduiertenkollegs getroffen hat, eine Verlängerung des Vertrages um mindestens ein Semester angeboten werden. Lehraufträge müssen aufrechterhalten werden, denn sie sind existenzsichernd. Als Lehrende und Forschende arbeiten wir nach Möglichkeit an diesen Lösungen mit.
Die solidarische Bewältigung der COVID-19-Pandemie hat oberste Priorität. Ein Semester kann warten.
Über 30 Menschen kamen am heutigen 12.02.2020 vor der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) zusammen.
Wir waren studentische Hilfskräfte, wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und unterstützende Leute, die verstanden haben, dass gute Wissenschaft auf guten Arbeitsbedingungen beruht und braucht! In großformatigen pinken Kartons haben wir unsere Forderungen verpackt, in die Behörde getragen und vor Katharina Fegebanks Büro aufgebaut. Wir freuen uns, unseren Forderungen so heute deutlich Sichtbarkeit und Hörbarkeit verschafft zu haben.
Die gemeinsame Stellungnahme der Mittelbauinitiative Hamburg und TVStud findet sich hier:
Anlässlich der Bürgerschaftswahlen 2020 in Hamburg haben die Mittelbau Initiative Hamburg und TVStud eine Kampagne gestartet:
Wir fordern von der Stadt Hamburg:
Einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte – sowie das Recht auf ein eigenständiges Mitbestimmungsgremium!
Mindestens 2-jährige Befristungen für studentische Beschäftigte an den Hamburger Hochschulen, wie sie bspw. auch in Berlin möglich ist.
Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im akademischen Mittelbau!
Schaffung zusätzlicher und unbefristeter Stellen, insbesondere im wissenschaftlichen Mittelbau (max. 8 LVS Lehrverpflichtung)
Festschreibung des Stellenumfangs von Promotionsstellen auf 100 Prozent (dabei 50% der Zeit für die Qualifikation) mit angemessenen Vertragslaufzeiten (z.B. 6 Jahre)
sozialversicherungspflichtige Beschäftigung als Regelfall für die Promotion
Regelhaft entfristete Beschäftigung für Post-Docs
Höhere Entlohnung von Lehraufträgen und Titellehre
Nichts muss so sein wie es ist!
Wir danken allen Gewerkschaften, (Hochschul-)Gruppen und Professor*innen, die uns unterstützen – zusammen sind wir stark.
Den wissenschaftlichen Mittelbau stärken! Senat und Hochschulen sind aufgefordert zu handeln!
Aktuell befindet sich Hamburg in einer heißen Phase, in der Veränderungen möglich sind: Der Bürgerschaftswahlkampf ist in vollem Gange. Zeitgleich verhandelt die Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) mit Hochschulleitungen darüber, wie vom Bund bereitgestellte Mittel aus dem „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“ eingesetzt werden sollen. Ein Hauptthema ist dabei die Arbeitssituation des in der Regel prekär und befristet beschäftigten wissenschaftlichen Mittelbaus.
Wir, die Mittelbau Initiative Hamburg, erwarten als Ergebnis der Verhandlungen mehr als nur Lippenbekenntnisse! Wir fordern, dass folgende Punkte Eingang in die gemeinsame Verpflichtungserklärung von Stadt und Hochschulleitungen finden sowie in die künftige Beschäftigungspolitik in Hamburg:
Schaffung zusätzlicher und
unbefristeter Stellen, insbesondere im wissenschaftlichen Mittelbau
(max. 8 LVS Lehrverpflichtung)
Festschreibung des Stellenumfangs von
Promotionsstellen auf 100 Prozent (dabei 50% der Zeit für die
Qualifikation) mit angemessenen Vertragslaufzeiten (z.B. 6 Jahre)
sozialversicherungspflichtige
Beschäftigung als Regelfall für die Promotion
Regelhaft entfristete Beschäftigung für
Post-Docs
Höhere Entlohnung von Lehraufträgen
und Titellehre
Die in der Regel prekäre und befristete Beschäftigungssituation von nicht verbeamteten Wissenschaftlern*innen ist seit Jahren bekannt und zunehmend Gegenstand politischer Diskussionen. Doch statt die Situation zu verändern, wird das Problem verharmlost, etwa vonseiten der Universitätsverwaltungen. Erst kürzlich bekannten sich die Kanzler*innen der deutschen Universitäten in der sogenannten „Bayreuther Erklärung“1 zum bestehenden Beschäftigungssystem, da dieses die Qualifizierung von Fachkräften für „Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung“ garantiere. Doch den Mittelbau als reines Qualifizierungssystem zu sehen, leugnet die tragende Rolle, die er in Forschung, Lehre und in der (Selbst-)Verwaltung einnimmt. So liegt etwa der Anteil an der Lehre, der von angestelltem Mittelbaupersonal und freien Lehrbeauftragten an Hochschulen erbracht wird, bei über 50%, stellenweise sogar bei über zwei Dritteln.2
Des Weiteren arbeiten Promovierende und auch Post-Docs trotz Teilzeitverträgen in der Regel Vollzeit, häufig auch darüber hinaus.3 Hinzu kommen ein durch Studien nachgewiesener extrem hoher Leistungsdruck in der Wissenschaft mit entsprechenden gesundheitlichen Konsequenzen sowie ein enormer Fokus auf Selbstmarketing.
Die tragende Rolle des Mittelbaus für die Wissenschaft steht in deutlichem Missverhältnis zu den Arbeitsbedingungen. Weniger als 15% der Beschäftigten hat eine unbefristete Vollzeitstelle.4 Die Regel sind kurze Laufzeiten und „Kettenverträge“, die strukturierte Forschungsprozesse und Lehrbetreuung unmöglich machen, die Prekarisierung und Abhängigkeit von Vorgesetzten und Geldgeberinnen verstärken sowie Konkurrenzkampf unter den Mitarbeitenden statt Kooperation schaffen.
Der Hamburger Senat preist immer wieder den Wissenschaftsstandort Hamburg an und brüstet sich mit der hohen Qualität der Lehre und der Forschung in der Hansestadt. Wir sagen: Gute Lehre und Forschung nur unter fairen Arbeitsbedingungen! Es liegt nun an der BWFG, namentlich an Senatorin Katharina Fegebank und Staatsrätin Eva Gümbel, sowie den Hochschulleitungen Hamburg wirklich zu einem Vorreiter zu machen und gute Bedingungen für „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ zu schaffen.
Wir erklären uns außerdem solidarisch mit der Kampagne TV Stud und fordern die Aufnahme von Tarifverhandlungen mit den studentischen Beschäftigten zur Umsetzung eines Tarifvertrages. Zudem sind wir solidarisch mit allen Beschäftigungsgruppen im Wissenschaftsbetrieb und fordern auch hier angemessene und entfristete Stellen, die ein gutes Leben in Hamburg ermöglichen.
Mittelbau Initiative Hamburg Hamburg, 28. November 2019
Die
Mittelbau Initiative Hamburg – ein Zusammenschluss von
Menschen, die in der Wissenschaft arbeiten, lehren und forschen –
setzt sich ein für bessere Arbeitsbedingungen an Hochschulen und
Forschungseinrichtungen. Sie ist Teil des bundesweiten Netzwerks für
Gute Arbeit in der Wissenschaft (NGAWiss), das zusammen mit
Gewerkschaften die Kampagne „Frist ist Frust“ ins Leben gerufen
hat.
2
Der Lehranteil der Professor*innen lag schon 2014 bei nur noch 40%,
stellenweise unter einem Drittel. Quelle: Bloch, Roland et al.
(2014): Wer lehrt warum? Strukturen und Akteure der akademischen
Lehre an deutschen Hochschulen, Leipzig: Akademische Verlagsanstalt,
S. 51.
Beim Wissenschaftsfestival am 20. – 23. Juni 2019 auf dem Hamburger Rathausmarkt hat die Mittelbau Initiative Hamburg erfolgreich Unterschriften für die Petitionskampagne Frist ist Frust gesammelt. Während sich die Hamburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen öffentlich präsentierten, wiesen wir auf die prekären Bedingungen hin, unter denen Wissenschaft produziert wird. So haben 93 Prozent des sogenannten „akademischen Nachwuchses“ keinen unbefristeten Arbeitsvertrag. In den Gesprächen mit unseren Kolleg*innen wurde deutlich, dass der Frust über diese unsicheren Beschäftigungsverhältnisse immens ist. Viele begrüßten daher die Mittelbau Initiative Hamburg und unser Engagement für bessere Arbeitsbedingungen. Der Zuspruch ermutigt uns, weiter für gute Arbeit in der Wissenschaft zu kämpfen.