Solidarität mit dem Hamburger Bündnis zum internationalen feministischen 8. März Streik

Die Mittelbauinitiative hat sich gegen prekäre Arbeitsbedingungen im akademischen Bereich zusammengeschlossen. Gemeinsam mit der Tarifinitiative für studentische Beschäftigte TV Stud Hamburg erklären wir uns solidarisch mit dem internationalen feministischen Streik zum 8. März in Hamburg und darüber hinaus. Ungleiche Geschlechterverhältnisse zeichnen sich an den Hochschulen und im Bildungssektor ebenso ab wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Zudem sind unsere Arbeitsplätze wie so viele Bereiche öffentlicher Daseinsfürsorge von Sparmaßnahmen betroffen, was zusammen mit einer strukturellen Unterfinanzierung den Druck auf alle Arbeitenden drastisch erhöht.

Vor allem beruht der akademische Betrieb, und hier sehen wir eine starke Solidarisierungsmöglichkeit mit feministischen Kämpfen, auf unbezahlter Arbeit. Sie nennen es Liebe – wir nennen es Arbeit, der Slogan aus der Lohn-für-Hausarbeitskampagne, kann heute problemlos auf akademische Arbeitsverhältnisse übertragen werden: Sie nennen es Berufung – wir nennen es Beruf. Diese Unterfinanzierung betrifft zudem besonders stark feministische Wissenschaft. Feministische, erkämpfte Studiengänge wurden wieder abgeschafft, Professuren mit Genderschwerpunkt nicht nachbesetzt und feministische Lehre immer weiter prekarisiert, sodass sie häufig nur noch über Lehraufträge oder ehrenamtlich stattfindet.

Auch im Wissenschaftsbetrieb zeigt sich: Als FLINT*-Personen müssen wir nicht nur unsere Lohnarbeit bewältigen, sondern zudem immer auch noch gegen Diskriminierung anarbeiten. Für uns ist deutlich, ein feministischer Arbeitskampf ist deshalb auch ein Kampf um die Verbesserung aller Lebensbereiche!

Wir setzen uns ein gegen Konkurrenzdruck, unbezahlte Arbeit, befristete Verträge, Hierarchien und Sparzwang. Wir kämpfen für solidarische Wissensproduktion und gleichen Zugang zu Bildung und gesellschaftlichen Ressourcen für alle.

Facts:

  • Rückblick: Seit 100 Jahren dürfen Frauen in Hamburg studieren (immerhin genauso lang, wie sie wählen dürfen). Allerdings lag der Anteil der Studentinnen* zu Gründungszeiten deutlich niedriger, weil die Familien traditionell eher das Studium ihrer Söhne finanzierten. In den 1920er Jahren mussten Hamburger Wissenschaftlerinnen* noch gekündigt werden, wenn sie heirateten.
  • Gläserne Decke: 50 % der Studierenden in Deutschland sind weiblich, 45 % der Promovierenden, doch nur 30 % der Habilitationsschriften verfassen Frauen und nur 24% der Professuren haben Frauen inne (Zahlen von 2017).
  • Gender-Pay-Gap: Professorinnen verdienen bis zu 8 % weniger als ihre männlichen Kollegen. Der GPG wird größer, je höher die Besoldung ist.
  • Unbezahlte Arbeit: Der größte Teil wissenschaftlicher Stellen sind Qualifikationsstellen, wobei die Mehrheit in Teilzeit angestellt ist. Die „freie“ Zeit diene der „eigenen“ Weiterbildung. Das ist im Ergebnis aber lediglich eines: unbezahlte Arbeit im Namen der Universität.
  • Fachfremde Arbeit: FLINT*-Personen, die als studentische Hilfskräfte arbeiten, werden mit Jobfremder Reproduktionsarbeit beauftragt (Kaffee kochen, putzen, Kekse drapieren, etc.) .
  • Familie: Prekäre Beschäftigungen und Konkurrenzdruck halten Akademiker*innen weiterhin von der Familienplanung ab: Nicht einmal die Hälfte der Frauen über 45 hat Kinder (und auch bei den Männern sind es nur 42%).
  • Outsourcing: Die Reinigung der Hamburger Universitäten wird prinzipiell durch Fremdunternehmen geregelt. Feste Anstellungen für Sorge-Arbeit wird also nicht anerkannt. Von den ausbeuterischen Arbeitsbedingungen betroffen sind mehrheitlich Frauen*.
  • Drittes Geschlecht: Die Registrierung unter Angabe eines dritten Geschlechts ist weder Studierenden noch Angestellten an Hamburgs Universitäten möglich. Betroffene geraten dadurch in einen Erklärungsdrang, in rechtliche Unsicherheit und werden gedrängt Recherchearbeit und zusätzliche Kommunikation zu leisten.
  • Sexismus: Persönliche Abhängigkeiten des Lehrstuhlsystems fördern Alltagssexismus und das Verschweigen von sexuellen Belästigungen.
  • Fehlende Personalvertretung: Dadurch, dass studentische Hilfskräfte vom Personalvertretungsrecht ausgenommen sind, wird die Vereinzelung und Abhängigkeit von dem*der Vorgesetzten verstärkt.
  • Patriarchale Wissenschaft: Die Lehrinhalte sind oft von einem männlichen Blick geprägt und die Literaturlisten sind mehrheitlich von Männern dominiert. Mehr Feministinnen* in der Wissenschaft sind auch wichtig, um die Fortschreibung sexistischer Strukturen in Lehrinhalten aufzubrechen.
  • Inhaltliche Ausrichtung der Stellen: Technische SHK-Stellen werden deutlich häufiger von Männern besetzt. Zudem ist diese Stellenart sogar meist besser gestellt und fällt unter den TV-L.

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