Kämpfe verbinden – solidarisch in die Offensive
Aufruf von Hochschulbeschäftigten und Studierenden der Hamburger Hochschulen zur „Wer hat, der gibt“ Demonstration am 1. Mai: Für eine Ausfinanzierung der Hochschulen und ein Ende prekärer Beschäftigungen!
Kaum heißt es Krise, schon wird gekürzt. Dabei war die Lage an den Hamburger Hochschulen schon vor Corona prekär. So gab es Klassenkampf von oben an der Uni schon immer: Das drückt sich nicht nur in der Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse, sondern auch in der kapitalkonformen Zurichtung der Hochschulen aus, beispielsweise durch die Bolognareformen. Auch Vereinzelung und Entsolidarisierung prägten unseren Hochschulalltag – schon vor der Corona Krise: Als Wissenschaftler*innen, studentische Beschäftigte und Studierende sehen wir uns einem zunehmenden Drittmittelwahnsinn, (Ketten-)Befristungen, Abhängigkeitsverhältnissen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen sowie dem Druck ausgesetzt, möglichst in „Regelstudienzeit“ [sic!] durchzukommen.
In dem Kontext ist es zynisch, dass die politische Reaktion auf gesellschaftliche Herausforderungen wie die Coronapandemie oder den Klimawandel ist, an den Hochschulen Gelder zu streichen – den Institutionen also, die das Erkennen, Auseinandersetzen und Begegnen dieser Krisen erst ermöglichen.
Statt uns eine kollektive Auseinandersetzung mit Fragen, wie eine gerechte, soziale und ökologische Gesellschaft gelingen kann, zu ermöglichen, wird das Ausbleiben von Widerstand aktuell genutzt, um weiter Bildung auf Arbeitsmarktvorbereitung zurechtzustutzen und die Abhängigkeit von Drittmitteln noch weiter voranzutreiben.
Die Corona-Krise und ihre politische Beantwortung treiben also all das auf die Spitze, was seit Jahrzehnten falsch läuft im Hochschulbetrieb.
Das letzte Jahr hat auch deutlich gemacht: Menschen, die zusätzliche Kinderbetreuung oder Care-Arbeit leisten müssen, sind in der Mehrheit Frauen bzw. FLINTA*, die durch das System strukturell benachteiligt werden. Die doppelte Belastung schlägt sich auf die psychische Gesundheit nieder und verbaut uns wissenschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. So sehen wir uns in einer Situation, die besonders stark von fehlenden Perspektiven und gleichzeitig – wie in viele anderen ’systemrelevante‘ Berufe – von struktureller Unterfinanzierung geprägt ist.
Statt die Situation zu entlasten, verpasste zum Beispiel der Hamburger Senat die Chance, die Bundesmittel im Zukunftspakt und in den Hochschulverträgen der Länder für entfristete Stellen und eine solide Grundfinanzierung einzusetzen. Ähnliche Entwicklungen sehen wir in anderen Bundesländern und solidarisieren uns mit Initiativen, die sich laut dagegen wehren.
Im Kampf gegen Bildungsungleichheit und prekäre Arbeitsbedingungen stehen wir daher auch an der Seite von Studierenden, studentischen Beschäftigten und anderen Beschäftigtengruppen, wie z.B. im Care-Sektor.
Denn das Geld ist da, aber der politische Wille nicht! Lasst uns gemeinsam am 1. Mai auf die Straße gehen, denn wir finden, die angemessene Antwort auf Erfahrungen der Coronakrise muss eine Entprekarisierung der Arbeitsbedingungen sein, das Schaffen von Perspektiven und die Grundlage für eine kritische Wissenschaft!
Es braucht endlich eine Ausfinanzierung der Hochschulen abseits von Drittmittelkämpfen!
Wir fordern die soziale Absicherung von allen Studierenden!
Her mit festen Stellen für den Mittelbau, Mitbestimmungsrechte und Tarifvertrag für studentische Beschäftigte und ein Ende des Befristungswahnsinns!
Und schließlich fordern wir eine angemessene Anerkennung und Ausgleich von Mehrfachbelastung durch Carearbeit, gerade in der Coronakrise!
Für ein gutes Leben für alle, auch Hochschulmitgliedern –
Entfristen statt Streichen! Ausfinanzieren statt Kürzen!
AStA UHH
CampusGrün
Mittelbauinitiative Hamburg